Informationen für Eltern

Warum ist das Lesen für Ihr Kind so wichtig?
Was haben Sie heute schon gelesen? Vielleicht die Aufschrift auf dem Marmeladenglas, die Inhaltsangabe des Müslis, Straßen- und Verkehrsschilder oder die Zeitung? Überall begegnen Ihnen und Ihren Kindern Schrift, Wörter und Texte. Ob es der Vertrag für ein Handy, die Stellenanzeige in der Zeitung oder der Arbeitsauftrag auf einem Arbeitsblatt in der Schule ist – Lesen können ist die Grundvoraussetzung für das Lernen in der Schule und für späteren beruflichen Erfolg.

Ihre Schule hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Zukunft noch besser beim Vermitteln der Schlüsselqualifikation „Lesen“ zu werden. Wer die Schule abgeschlossen hat, soll sagen können: „Lesen – das ist für mich kein Problem! Ich bin fit für die Ausbildung oder das Studium!". Lesen gilt als die Schlüsselqualifikation vieler anderer Kompetenzen. In vielen Unterrichtsfächern wird viel gelesen und mit den erlesenen Informationen weitergearbeitet. Wer also Schwierigkeiten bei der basalen Kompetenz "Lesen" hat, wird noch größere Probleme bei den nächsten Schritten haben. Aus diesem Grund beteiligt sich Ihre Schule am Projekt „Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark“. Das Projekt wird bereits seit 2006 mit Erfolg an inzwischen über 250 Regional- und Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein durchgeführt.

Und Lesen kann so schön sein! Vielleicht lesen Sie auch gerne? Dann lesen Sie Ihrem Kind doch mal etwas vor oder besuchen Sie mit ihm eine Bücherei. Motivieren Sie Ihr Kind zum Lesen und zeigen Sie ihm die Welt, die in den Büchern steckt!

Die Schulen, die am Projekt "Lesen macht stark" teilnehmen, erhalten spezielle Unterstützung:

  • Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit ausgesuchten Materialien, erlernen Strategien und erweitern die basale Kompetenz Lesen.
  • Die Lehrkräfte erhalten Materialien zur Unterstützung ihrer Arbeit.
  • Die Lerngruppe wird getestet, um festzustellen, in welcher Form sie Unterstützung benötigt.
  • Die Schule erhält vom Ministerium Zusatzstunden für die Umsetzung ihres Förderkonzepts.

Das Projekt „Niemanden zurücklassen - Lesen macht stark“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung und Frauen, dem Ministerium für Justiz, Arbeit und Europa des Landes Schleswig-Holstein, dem Jugendaufbauwerk Schleswig-Holstein und dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) entwickelt.

Was bedeutet „Lesen macht stark“ für Ihr Kind?
In den Materialien, die ihr Kind erhält, befinden sich viele Anregungen, um das Lesen noch besser zu erlernen. Hier können auch Texte, die Ihr Sohn oder Ihre Tochter in der Freizeit und in der Schule liest, gesammelt werden.
Die Lehrkräfte Ihrer Kinder werden in Fortbildungen darin geschult, den Leselernprozess noch gezielter und individueller zu begleiten und die Schülerinnen und Schüler in ihrem basaler Kompetenzen zu unterstützen. Außerdem stehen den Lehrkräften Materialien mit vielfältigen Leseübungen zur Verfügung. Bei der Umsetzung stehen außerschulische Beraterinnen und Berater zur Seite.

Was können Sie tun?
Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, regelmäßig zu lesen. Helfen Sie bei der Suche nach interessanten Texten, für die sich Ihr Kind interessiert. Sprechen Sie über das Gelesene. Werden Sie Lesepate. Nähere Informationen erhalten Sie vom Lesecoach Ihrer Schule und bei uns. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Kind viel Freude beim Lesen.

Informationen für Lesepaten und Tipps für Eltern
Ehrenamtliche Lespaten, die im Projekt Lesen macht stark Schülerinnen und Schülern individuell helfen wollen, finden hier weitere Informationen. Erkundigen Sie sich auch nach Einführungsveranstaltungen für Lesepaten.

Lesen macht Leben leichter!
An der Volkshochschule in Schleswig-Holstein gibt es Kurse, in denen Erwachsene besser lesen und schreiben lernen. In der Bücherei gibt es Bücher, die sich besonders leicht lesen lassen. Zu Hause können Sie am Computer lernen und üben.

Tipps für Eltern

Um Ihr Kind zum Lesen zu animieren, sollten Sie als gutes Beispiel voran gehen. Lesen Sie doch auch mal wieder ein gutes Buch! Lesen Sie Ihrem Kind vor oder lassen Sie sich von Ihrem Kind etwas vorlesen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Gelesene. Dann haben Sie auch immer Gesprächsstoff und trainieren mit Ihrem Kind die Widergabe von gelesenen Inhalten.

Besuchen Sie mit Ihrem Kind die Bücherei vor Ort. Büchereien sind nicht mehr die Orte, an denen man leise sein muss und auf Zehenspitzen durch die Gänge geht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Büchereien freuen sich auf Besuch und haben tolle Buchvorschläge für Sie und Ihr Kind.

Im Internet finden Sie viele Seiten, auf denen Sie Vorgelesenes und Vorzulesendes finden können. Hier finden Sie zum Beispiel eine nette, alte Dame, die Märchen vorliest und hier finden Sie Bilderbücher für die Kleinen, die Sie selbst vorlesen können. Weitere Texte und Seiten, auf denen Sie etwas zum Vorlesen aussuchen können, finden Sie hier.

 

Informationen für Lesepaten

Von einer gut entwickelten Lesekompetenz hängen Ausbildungsfähigkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ganz wesentlich ab. In den PISA-Studien wurde festgestellt, dass fast ein Viertel der 15jährigen Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein nicht über ausreichende Kompetenzen im Lesen verfügt. Deshalb hat sich das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) mit dem Projekt „Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark“ zum Ziel gesetzt, das Lesen in den weiterführenden Schulen zu fördern: Wir wollen das Potential der leseschwachen Schülerinnen und Schüler entwickeln. Wir wollen unentdeckte Stärken nutzen und fördern. Helfen Sie mit!

Wer kann Lesepate werden?
Unsere Lesepaten sind Eltern, Schüler und Schülerinnen, Senioren und Seniorinnen, Leser und Leserinnen mit deutscher und nichtdeutscher Herkunftssprache u.a. Unsere Lesepaten sind Menschen, die Freude am Lesen haben und diese Freude weitergeben möchten.

Welche Voraussetzungen braucht ein Lesepate oder eine Lesepatin?
Ein guter Lesepate oder eine gute Lesepatin:

  • hat selbst Freude am Lesen.
  • hat Lust, die Lesemotivation bei Jugendlichen zu wecken.
  • kann ermutigen.
  • ist offen für verschiedene kulturelle Prägungen.
  • lässt sich auf das Leseinteresse der Schüler und Schülerinnen ein.
  • steht mindestens einmal in der Woche an einem festen Termin zur Verfügung.
  • ist an einer kontinuierlichen Arbeit interessiert.

Wie unterstützt die Lesepatin oder Lesepate?
Die Unterstützungsmöglichkeiten sind individuell und vielfältig. Die Lesepatin oder der Lesepate regt an:

  • häufiger zu lesen.
  • leise zu lesen.
  • einen Text vorzutragen.
  • den Sinn des Gelesenen zu ergründen.

Der Lesepate und die Lesepatin sprechen mit dem Schüler oder mit der Schülerin über den Text. Er oder sie pflegt einen sensiblen Umgang mit Fehlern und Korrekturen – die Lesemotivation steht im Vordergrund!

Wie kann ich mir die Tätigkeit vorstellen?
Eine kleine Szene: Max sitzt vor seinem Blatt. Der Text erscheint ihm wie eine Bleiwüste. Die Blicke wandern im Zimmer herum. Er kommt einfach nicht mit den Augen beim Text an. Seine Lesepatin weiß: Max kann gut laut vorlesen, aber er versteht irgendwie nicht, was er da liest – er ist unkonzentriert und mutlos. Sie markiert einen kurzen Abschnitt, nur 5 Zeilen. „Max, sieh mal. Lies erst einmal nur diese kleine Portion. Lies leise und so langsam, wie du willst. Du hast Zeit genug. Du kannst auch mehrmals lesen. Danach erzählst du mir, was du gelesen hast. “Max setzt neu an. Der Berg ist kleiner geworden. Er fühlt sich ermutigt. Er hat ein Leseziel. Der erste Abschnitt klappt gut. Im zweiten Abschnitt will Max aufgeben: „Ich schaff das einfach nicht.“ Die Lesepatin nimmt sich Zeit, mit ihm über die Lesebremse zu sprechen. Sie merkt bald: Es ist nur ein einziger Begriff, den Max nicht versteht, schon will er ganz aussteigen. Doch seine Lesepatin ermutigt ihn wieder. Sie bietet aus der Situation heraus eine einfache, auf Max zugeschnittene Lesestrategie an: „Lies einfach erst einmal über alles Unverstandene hinweg. Man muss nicht immer jedes einzelne Wort verstehen. Ich verstehe beim Zeitunglesen auch nicht immer alles.“ Max sammelt in dieser Stunde mit seiner Lesepatin wertvolle Erfahrungen:

  • Er weiß, wie es sich anfühlt, leise und im eigenen Tempo zu lesen.
  • Er muss Lesebremsen nicht überspielen.
  • Er kann darüber reden.
  • Er hat Einblicke in die Lesestrategien seiner Lesepatin erhalten.
  • Er hat durchgehalten!

Muss ich das alles machen?
Nein! Jeder Lesepate kann nach seinen Möglichkeiten unterstützen. In den Projektschulen stehen Lehrkräfte als Ansprechpartner zur Verfügung. Impulse erhalten die Lesepaten außerdem in den Lesepaten-Informationsveranstaltungen. Referentinnen des IQSH bieten diese in Zusammenarbeit mit der Büchereizentrale an. Hier wird gemeinsam über Einsatzmöglichkeiten des Lesepaten im Projekt nachgedacht und es werden Nutzungsmöglichkeiten der Bücherei erläutert.
Absprachen mit den Lehrkräften und dem Lesepatenkind helfen, die gemeinsame Lesezeit sinnvoll zu gestalten. Dass die Bedürfnisse des Jugendlichen im Vordergrund stehen, ist schon der erste und beste Schritt zu einer sinnvollen Lesepatenarbeit.

Wo treffe ich mein Lesepatenkind?
Die Lesepaten im Projekt „Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark“ treffen sich mit den Schülerinnen und Schülern in der örtlichen Stadtbücherei oder in den Räumlichkeiten der Projektschule. In einigen Schulen ist die Lesepatenhilfe in den Vormittag integriert. Andere Lesepaten sind am Nachmittag tätig.

Und wie wird eigentlich im Projekt gearbeitet?
Alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler der fünften bis achten Klassenstufen erhielten eine Lesemappe als Geschenk. Diese Lesemappe verbleibt in der Schule. Mit der Lesemappe wird in verschiedenen Lernsituationen gearbeitet:

  • im Deutschunterricht
  • in freien Lesezeiten
  • in verschiedenen Fächern

In der Lesemappe werden ...

  • ... Texte gesammelt– Leseaktivitäten dokumentiert
  • ... Erfolge sichtbar gemacht
  • ... Ziele gemeinsam festgelegt
  • ... Lesestrategien erarbeitet

Ich möchte Lesepate werden – Wo kann ich mich melden?
Melden Sie sich direkt in einer Schule in Ihrer Nähe oder in Ihrer örtlichen Stadtbücherei.

Weitere Informationen erhalten Sie beim Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein IQSH Christiane Hüttmann und in der Broschüre für Lesepaten.