Eine Lesepatenschaft übernehmen

Von einer gut entwickelten Lesekompetenz hängen Ausbildungsfähigkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ganz wesentlich ab. In den PISA-Studien wurde festgestellt, dass fast ein Viertel der 15jährigen Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein nicht über ausreichende Kompetenzen im Lesen verfügt. Deshalb hat sich das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) mit dem Projekt „Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark“ zum Ziel gesetzt, das Lesen in den weiterführenden Schulen zu fördern: Wir wollen das Potential der leseschwachen Schülerinnen und Schüler entwickeln. Wir wollen unentdeckte Stärken nutzen und fördern. Helfen Sie mit und übernehmen Sie eine Lesepatenschaft!

Wer kann Lesepatenschaft übernehmen?
Das können alle Menschen, die Freude am Lesen haben und diese Freude weitergeben möchten, z.B. Eltern, Schülerinnen und Schüler, Seniorinnen und Senioren, Menschen mit deutscher und nichtdeutscher Herkunftssprache.

Welche Voraussetzungen braucht man für die Lesepatenschaft?

  • Sie haben Freude am Lesen.
  • Sie möchten die Lesemotivation bei Jugendlichen wecken.
  • Sie können ermutigen.
  • Sie sind offen für verschiedene kulturelle Prägungen.
  • Sie lassen sich auf das Leseinteresse der Lernenden ein.
  • Sie stehen mindestens einmal in der Woche an einem festen Termin zur Verfügung.
  • Sie sind an einer kontinuierlichen Mitarbeit interessiert.

Wie unterstützt der Lesepate?
Die Unterstützungsmöglichkeiten sind individuell und vielfältig. Sie regen an:

  • häufiger zu lesen.
  • leise zu lesen.
  • einen Text vorzutragen.
  • den Sinn des Gelesenen zu ergründen.

Sie sprechen mit den Lernenden über den Text. Sie pflegen einen sensiblen Umgang mit Fehlern und Korrekturen –  die Lesemotivation steht im Vordergrund!

Wie kann ich mir die Tätigkeit vorstellen?

Eine kleine Szene: Max sitzt vor seinem Blatt. Der Text erscheint ihm wie eine Bleiwüste. Die Blicke wandern im Zimmer herum. Er kommt einfach nicht mit den Augen beim Text an. Seine Lesepatin weiß: Max kann gut laut vorlesen, aber er versteht irgendwie nicht, was er da liest – er ist unkonzentriert und mutlos. Sie markiert einen kurzen Abschnitt, nur 5 Zeilen. „Max, sieh mal. Lies erst einmal nur diese kleine Portion. Lies leise und so langsam, wie du willst. Du hast Zeit genug. Du kannst auch mehrmals lesen. Danach erzählst du mir, was du gelesen hast. “Max setzt neu an. Der Berg ist kleiner geworden. Er fühlt sich ermutigt. Er hat ein Leseziel. Der erste Abschnitt klappt gut. Im zweiten Abschnitt will Max aufgeben: „Ich schaff´ das einfach nicht.“ Die Lesepatin nimmt sich Zeit, mit ihm über diese "Lesebremse" zu sprechen. Sie merkt bald: Es ist nur ein einziger Begriff, den Max nicht versteht, schon will er ganz aussteigen. Doch seine Lesepatin ermutigt ihn wieder. Sie bietet aus der Situation heraus eine einfache, auf Max zugeschnittene Lesestrategie an: „Lies einfach erst einmal über alles Unverstandene hinweg. Man muss nicht immer jedes einzelne Wort verstehen. Ich verstehe auch nicht immer alles.“ Max sammelt in dieser Stunde mit seiner Lesepatin wertvolle Erfahrungen. Er weiß, wie es sich anfühlt, leise und im eigenen Tempo zu lesen und muss Lesebremsen nicht überspielen. Er kann darüber reden und hat Einblicke in die Lesestrategien seiner Lesepatin erhalten. Er hat durchgehalten!

Muss ich das alles machen?
Nein! Jeder kann nach seinen Möglichkeiten unterstützen. In den Projektschulen stehen Lehrkräfte als Ansprechpartner zur Verfügung. Impulse erhalten die Lesepatinnen und Lespaten außerdem in den Informationsveranstaltungen. Referentinnen des IQSH bieten diese in Zusammenarbeit mit der Büchereizentrale an. Hier wird gemeinsam über Einsatzmöglichkeiten der Lesepatenschaften im Projekt nachgedacht und es werden Nutzungsmöglichkeiten der Bücherei erläutert. Absprachen mit den Lehrkräften und dem Lesepatenkind helfen, die gemeinsame Lesezeit sinnvoll zu gestalten. Dass die Bedürfnisse des Kindes im Vordergrund stehen, ist schon der erste und beste Schritt zu einer sinnvollen Patenschaft.

Wo treffe ich mein Lesepatenkind?
Im Projekt „Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark“ trifft man sich mit den Schülerinnen und Schülern in der örtlichen Stadtbücherei oder in den Räumlichkeiten der Projektschule. In einigen Schulen ist das Treffen in den Schulalltag integriert.

Und wie wird eigentlich im Projekt gearbeitet?
Alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klassenstufen erhalten Lesematerial. Mit diesem Material wird auf ganz verschiedene Art im Schulalltag, z.B. im Deutschunterricht, in freien Lesezeiten oder in verschiedenen Fächern gearbeitet.

Ich möchte mitmachen – Wo kann ich mich melden?
Melden Sie sich direkt in einer Schule in Ihrer Nähe oder in Ihrer örtlichen Stadtbücherei. Weitere Informationen über das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein IQSH Christiane Hüttmann und in der Broschüre für Lesepaten.