Diagnostik - Lesen macht stark
Der "Lesen macht stark"-Diagnostikfahrplan besteht aus drei Teilen:
Teil 1: „Risikoschüler“ feststellen
Teil 2: Lernprozessbegleitende Diagnostik
Teil 3: Standardisierte Lesekompetenztests
Ziel des ersten Schrittes im Diagnostikfahrplan ist eine Grobeinschätzung am Anfang des Schuljahres. In einem zweiten Schritt wird dieser durch eine lernprozessbegleitende Diagnostik im Laufe des Schuljahres ausdifferenziert.
Im Februar/März ist als dritter Schritt ein Abgleich der Ersteinschätzung mit den standardisierten Lesekompetenztests (auch Vera) möglich. Der zweite und dritte Schritt erfolgt möglicherweise auch in umgekehrter Reihenfolge oder teilweise zeitgleich. Der Abgleich führt ggf. zur Korrektur der eigenen Ersteinschätzung oder aber zu deren Ausdifferenzierung.
Alle drei Schritte bilden die Grundlage für individualisierte Maßnahmen zur Förderung der Lesekompetenz, die auch in Lernplänen formuliert werden.
Einzelgespräche mit den sogenannten Risikoschülern und -schülerinnen und deren Eltern oder Erziehungsberechtigten dienen der weiteren Ermittlung der Ursachen für das beobachtbare Verhalten und führen zu gemeinsamen Zielvereinbarungen.
Im Einzelgespräch erfolgt zudem das gezielte Feedback, das auch Überlegungen für Maßnahmen beinhaltet. Das Feedback erfolgt in Form von Lerndialogen, in denen der Schüler oder die Schülerin Bedürfnisse äußern kann: Was brauche ich, damit ich erfolgreich lesen kann?
Das Testverfahren
In NZL-Lesen stehen standardisierte Tests für die Klassen 5, 6, 7 zur Verfügung. Es empfiehlt sich, einen ritualisierten Testzeitraum im Jahresplan festzulegen, beispielsweise wie bisher Anfang Februar.
Zusätzlich bietet sich die dauerhafte Teilnahme an VERA 8 Deutsch an.
Schülerinnen und Schüler können über diese Seite zudem an einer Online-Testung teilnehmen. Bei Fragen zum online-Befragungssystem des IQSH wenden Sie sich gerne an Nadja Einhaus
Weitere Informationen
Projektmanagementordner - Kapitel Diagnostik
In diesem Kapitel des Projektmanagementordners finden Sie ausführliche Informationen zum dreiteiligen NZL-Diagnostikfahrplan. Ab S. 9 finden Sie hier den Lesetest zur Erfassung der Risikoschüler und Risikoschülerinnen.
Teil 1: Risikoschülerinnen und -schüler
Risiko-Schülerinnen und -Schüler
Teil 1: Wie erkenne ich die "Risikoschülerinnen und -schüler" ?
Mit dem Begriff „Risikoschüler“ bezeichnet das deutsche PISA-Konsortium die Gruppe der Schülerinnen und Schüler, deren Lesekompetenz auf oder unter der Kompetenzstufe I liegt. Als „potentielle“ Risikoschülerinnen und - schüler gelten auch diejenigen, die der Kompetenzstufe II zugeordnet werden. Die Verwendung des Begriffs „Risikoschüler“ birgt das Problem einer Stigmatisierung dieser Schülerinnen und Schüler, die hier nicht gemeint ist.
Wichtigkeit und Ziele der Ermittlung
- Planung und Einsatz durchgängiger unterstützender Maßnahmen
- erstes Erfassen einer Gruppe mit erhöhtem Unterstützungsbedarf
- grobe, jederzeit korrigierbare Ersteinschätzung
- gezielte durchgängige Begleitung durch die gesamte Schullaufbahn
- Basis für die langfristige Unterstützung bei der Entwicklung individueller Potentiale
- Wahrnehmung der Lehrkräfte wird durch weitere diagnostische Schritte bestätigt oder ggf. korrigiert
Möglicher Ablauf der Bestandsaufnahme
- Sprachstandserhebungen werden zur Ersteinschätzung durch die Schulleitung angeregt.
- Schulleitung steuert Prozesse in Kooperation mit der Fachleitung Deutsch und dem Lesecoach
- regelmäßige Rücksprachen mit Klassenlehrkräften
- Bestandsaufnahme in der einzelnen Klasse erfolgt durch die Deutschlehrkraft
- ggf. weitere Einschätzungen weiterer Lehrpersonen
- halbjährlich aktualisierte Bestandsaufnahme (Jahresplan, Schulinterner Fachcurriculum)
- Kontinuierliche Erfassung der Entwicklung der Schülerinnen und Schüler durch die Lehrkraft
Die Lehrkräfte beachten dabei:
Weder die beobachtbare Haltung einer leise lesenden Person noch das hörbare laute Vorlesen lassen Rückschlüsse zu, ob das Gelesene verstanden wurde.. Damit eine einfache Verstehensebene feststellbar wird, sind weitere Beobachtungsschritte nötig. Sinnentnahme zeigt sich in der Anschlusskommunikation, z.B. im Gespräch über das Gelesene oder bei der Bearbeitung schriftlicher Aufgabenformate.
Schriftliche Aufgabenformate fokussieren auf den zu überprüfenden Teilbereich. Um ein einfaches Textverständnis auf Pisakompetenzstufe I zu ermitteln, eignet sich der Einsatz folgender Aufgabenformate:
- Multiple-Choice-Aufgaben
- Richtig-Falsch-Aufgaben
- Zuordnungsaufgaben
- Kurzantwort-Aufgaben
Als Unterstützungsinstrument kann zu diesem Zweck der Test in der Anlage herangezogen werden. Es kann jedoch auch jeder andere Text, der in den aktuellen Unterrichtszusammenhang passt, verwendet werden. Eine Kombination mit Elementen der Anschlusskommunikation rundet das Bild ab. Welche Beobachtungen dienen einer Ersteinschätzung? Die Klasse erhält den Auftrag, leise (stimmlos) zu lesen.
Bald wird deutlich, dass viele mit den Augen beim Text angekommen sind.
Vermehrten Unterstützungsbedarf oder Beratungsbedarf für Lernende, ...
- die in der gesamten Stunde nicht mit den Augen beim Text ankommen.
- die sich mit unterrichtsfremden Gegenständen und Handlungen beschäftigen.
- deren (verängstigte, aggressive, alberne, lustlose, genervte) Reaktionen auf die Lesesituation, bzw. auf die direkte Aufforderung, mit dem Lesen zu beginnen, mögliche versteckte Schwierigkeiten zum Ausdruck bringen, deren Ursache erforscht werden will.
- die keinen Mut haben, ihre Brille im Unterricht zu tragen.
- die unter Zeitdruck schnell aufgeben.
Projektmanagementordner - Kapitel 5 - Diagnostik
Im Projektmanagementordner finden Sie in Kapitel 5 ausführliche Informationen zum dreiteiligen NZL-Diagnostikfahrplan. Ab S. 9 finden Sie hier den Lesetest zur Erfassung der Risikoschüler und Risikoschülerinnen. Bei den hier aufgeführten NZL-Tests handelt es sich um nicht standardisierte Vergleichsarbeiten und nicht um einen standardisierten NZL-Test.
Teil 2: Lernprozessbegleitende Diagnostik
Eine genaue Beobachtung ist die Grundlage für die Auswahl von Maßnahmen, die den Einzelnen oder die Lerngruppe voranbringen können. Was kann ich beobachten? Anregungen erhalten Sie durch den Beobachtungsbogen zur lernprozessbegleitenden Diagnostik im Projektmanagementordner. Die informelle Zusammenstellung von Beobachtungskriterien zum Bereich des Lesens in den weiterführenden Schulen basiert auf dem Lesekompetenzbegriff, auf Entwicklungsmodellen und daraus abgeleiteten Items zahlreicher Überprüfungsverfahren. Sie verfolgt die Ziele der lernprozessbegleitenden Diagnostik und ist nicht als ein Überprüfungsverfahren zu betrachten, das Punkt für Punkt bearbeitet werden muss.
Die Ziele dieser pädagogischen Beobachtungen sind:
- das Ermitteln des jeweiligen Lern- und Entwicklungsstands,
- das Erkennen des Lern- und Problemlöseverhaltens
- der Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler in Hinblick auf den Lerngegenstand wahrnehmen,
- das Aufzeigen individueller Zugriffsweisen,
- das Finden von Ansatzpunkten für die individuelle Förderung und Unterstützung.
Folgende Fragestellungen sind relevant:
- Was kann die Schülerin/der Schüler schon?
- Was muss sie/er noch lernen?
- Was kann sie/er als Nächstes lernen?
- Wodurch kann sie/er das lernen?
Teil 3: Lesekompetenztests
In Schleswig-Holstein werden für die Jahrgangsstufen 3, 5, 6, 7 und 8 insbesondere für das Projekt NZL standardisierte Tests (Vergleichsarbeiten) angeboten. Standardisierte Tests bieten eine diagnostische Einschätzung der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers, die über den Klassenrahmen hinaus geht.
In Fachkonferenzen können die Ergebnisse der Lesekompetenztests von den Lehrkräften gemeinsam ausgewertet und systematisch für eine Weiterentwicklung des Unterrichts genutzt werden. Die Auswertung der Ergebnisse kann sowohl den innerschulischen fachlichen Austausch als auch die Kooperation der Kolleginnen und Kollegen mit dem Ziel fördern, neue Impulse für die Unterrichtsentwicklung zu setzen sowie die Schülerinnen und Schüler auf abgesicherter Grundlage gezielt zu fördern.
Aus den Ergebnissen können wichtige Rückschlüsse auf die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in den Testbereichen gezogen werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Testergebnisse eine Momentaufnahme sind und nur einen Teilbereich der tatsächlichen Kompetenzen abbilden. Die Ergebnisse sind nur in Verbindung mit den bisher gewonnenen Eindrücken und Leistungsnachweisen einer Schülerin / eines Schülers zu verwenden. Nur auf dieser breiten Basis lassen sich die Stärken und Schwächen von Schülerinnen und Schülern feststellen und entsprechende Förderkonzepte entwickeln. Weiter ist zu beachten, dass schwache Ergebnisse auch auf Konzentrationsprobleme, einen „schlechten Tag“ oder „mangelnde Motivation“ zurückgeführt werden können. Sollte dies der Fall sein, könnte in den abzuleitenden Fördermaßnahmen dieser Aspekt in besonderer Weise aufgegriffen werden (z. B. durch Konzentrationsübungen, Gespräche mit der Schülerin oder dem Schüler zur Förderung der Motivation und des Durchhaltevermögens bei schwierigen Aufgaben etc.).
Testergebnisse können genutzt werden, um
-
die eigene Diagnosen zu überprüfen,
-
Förderbedarf festzustellen,
-
Stärken und Schwächen des Unterrichts in einzelnen Testbereichen zu erkennen,
-
Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler in einzelnen Testbereichen zu diagnostizieren,
-
die eigenen Maßnahmen zu evaluieren.